Im Märzen der Bauer: Vom Acker zum Garten

Das bekannte Volkslied „Im Märzen der Bauer“ verrät bereits, welche Arbeiten nach den etwas ruhigeren Wintermonaten anstehen.

Der Acker muss gepflügt und die Frühjahrsaussaat vorbereitet werden. Vielleicht ist das über 100 Jahre alte „Bauernlied“ etwas idealisierend, doch auch heute noch kümmern sich die Bauern um die gleichen Aufgaben wie damals. Im nordöstlichen Teil der Stadt Herten liegt der wunderschöne Hof von Bauer Godde, direkt an der Stadtgrenze zu Recklinghausen. Dort gibt es die Möglichkeit für diejenigen, die Gartenarbeit und Gemüse lieben und keinen eigenen Garten besitzen, ein Stück Garten für ein Jahr zu mieten.

Man nennt diesen Garten „Mietgarten“, der über die Plattform „meine ernte“ vertrieben wird. Eine Saison lang kann man nach Abschluss eines Mietvertrages erleben, wie einfach Gemüseanbau ist. Damit alle Gartenneulinge ebenso wie „Alte-Garten-Hasen“ volle Erntekörbe nach Hause tragen, sind die Mietgärten bei Saisonbeginn bereits professionell durch Bauer Karl Godde vorbereitet. Aber was bedeutet das? Er erklärt: „Nach der Ernte ist vor der Ernte“. Bereits nach dem Abräumen der Gärten im Spätherbst, erfolgt bereits die erste Aufbereitung durch das Aufbringen von Stalldung auf die Flächen. Hierbei handelt es sich um Exkremente, die bei der Haltung seiner landwirtschaftlichen Nutztiere anfallen. Sie alle enthalten Pflanzennährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium und werden daher für die Düngung im Ackerbau verwendet.

Anfang März startet die Vorbereitung und die nächste Saison

Schon im Winter beginnt die Vorbereitung für die kommende Saison. In der Zeit von Anfang Dezember bis Mitte Januar gibt es eine Sperrfrist für die Ausbringung eben dieses Festmistes, da der Boden in dieser Zeit keine Nährstoffe aufnehmen kann. Am besten wird der Acker bei leichtem Frost gepflügt, damit der Trecker keine Bodenverdichtungen herbeiführt. Gibt das Wetter eine entsprechende Bodenbearbeitung nicht her, dann wird kurz vor dem Auspflanzen oder Säen gepflügt, um alte Erntereste und den Mist einzuarbeiten, um so ein sauberes Saatbett für die nachfolgende Aussaat zu erhalten. „Erst wenn der Boden so hergerichtet ist, kann ich mich unter Berücksichtigung der Fruchtfolge um das Säen und Pflanzen kümmern“, so Bauer Godde. „Der Standardmietgarten ist bei Saisonbeginn bereits mit über 20 Sorten Gemüse vorbereitet. In den Reihen wachsen Klassiker wie z. B. Möhren, Zwiebeln, Salate, Kohle, Bohnen oder Zucchini. In einem Wunschbeet haben die Mieter die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen“. 

Neben dem Düngen, Pflügen, Grubbern und Drillen warten auf Bauer Godde noch andere Aufgaben. Beispielsweise werden Spaten oder Grabegabel, Hacke und Harke sowie eine Schubkarre von ihm gesäubert, überprüft und bei Bedarf auch repariert, damit sie für den 
späteren Einsatz in den Mietgärten vorbereitet sind. Alle manuellen Gartengeräte, die sich in einem Schuppen auf dem Feld befinden, werden den Mietern zur Verfügung gestellt. Bildtafeln zeigen hier den Hobbygärtnern die Unterschiede zwischen Unkraut und Jungpflanzen. Auch 
das Aufstellen von Jauchefässern, in die Bauer Godde in den trockeneren Monaten Brunnenwasser einfüllt, gehört zu den vorbereitenden Tätigkeiten.

Folie schützt Jungpflanzen vor Tierbissen

Bevor es zur Übergabe der Mietgärten an die Hobbygärtner in der Zeit von Mitte bis Ende April kommt, werden die Felder, sobald sich die ersten Jungpflanzen zeigen, mit Folie abgedeckt, um sie vor Bissen durch Tiere zu schützen. Stolz ist Bauer Godde darauf, dass viele neue Hobbygärtner dabeibleiben und Jahr für Jahr ihr eigenes Stück Land genießen, Gemüse großziehen und sich kiloweise knackfrische Ernte schmecken lassen! „Und das alles ohne Pflanzenschutzmittel! Hier kann ein Gartentraum wahr werden“,  sind die abschließenden Worte von Bauer Godde.

Text und Fotos: Beatrix Becker

Dieser Artikel erschien zunächst in geistREich, der Kirchenzeitung für Recklinghausen, März-Ausgabe.