Spazieren mit Abstand, Maske, Impfung - und nicht am rechten Rand

Mit einer Plakataktion betont das Stadtkomitee der Katholiken in Recklinghausen die Meinungsfreiheit, rät aber zur Vorsicht.

Mit gelben Plakaten im Format eines Ortsschildes hat die katholische Kirche in Recklinghausen öffentlich Position bezogen zu den „Spaziergängen“ durch die Altstadt. Die Schilder hängen an verschiedenen Orten in Recklinghausen. Darauf steht folgender Text: „Spazieren Sie bitte vorsichtig, mit Abstand, mit Maske, möglichst geimpft und nicht am rechten Rand!“

Die Idee zum Plakat stammt aus dem Vorstand des Stadtkomitees der Katholiken in Recklinghausen. Die grafische Umsetzung übernahmen die Vorstandsmitglieder Matthias Grammann, Leiter des christlichen Jugendcafés Areopag, und Cilli Leenders-van Eickels, Pastoralreferentin der Pfarrei St. Peter.

Seit dem dritten Januar-Wochenende fallen die einem Ortsschild nachempfundenen Plakate stadtweit ins Auge. Sie hängen gut sichtbar an katholischen Orten wie Kirchen und Pfarrheimen - vor allem in Fenstern in der Altstadt. Auch im Internet sind sie zu finden. Entsprechende Posts in den Sozialen Netzwerken verteilten sich zuletzt rasend schnell. Beim Stadtkomitee sind etliche Rückfragen meist aus dem kirchlichen Umfeld eingegangen. Die Anfragenden kommen aus Westfalen, vom Niederrhein und auch aus der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Sie wollen das Plakat auch in ihrer Stadt nutzen. Das Stadtkomitee gestattete dies.

Mit der Aktion betont die Vertretung der Katholiken, der Haupt- und Ehrenamtliche aus Pfarreien, Einrichtungen und Verbänden angehören, das Recht auf Meinungsfreiheit und Meinungsäußerung. Zugleich weist das Stadtkomitee auf die geltenden Corona-Verhaltensregelungen sowie gesellschaftliche Gepflogenheiten hin.

„,Spazieren Sie bitte vorsichtig‘ nimmt zur Kenntnis, dass die sogenannten Spaziergänger eben nicht nur spazieren gehen, sondern demonstrieren“, erläutert Areopag-Leiter Matthias Grammann. „Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, deutlich Position dazu zu beziehen, ohne Gräben zu vertiefen, indem wir uns beispielsweise über die Spazierenden lustig machen. Wir respektieren die Meinungsfreiheit und das Recht auf Meinungsäußerung, aber bitten darum, Letzteres im Kontext der Pandemie mit der nötigen Vorsicht auszuüben. Aus unserer Sicht gehören da die vier aufgelisteten Punkte zu, die unsere Meinung bezüglich geltender Coronamaßnahmen deutlich machen.“

Gustav Peters, Vorsitzender des Stadtkomitees der Katholiken in Recklinghausen, hat einen Tipp für eine weitere Verwendung des Schildes: „Man kann es auch am Montagabend oder Freitagabend am Rathaus in die Hand nehmen und sich zu den Impfbefürwortern stellen. Ich habe das auch schon gemacht.“